Das Preisträgerkonzert der Sommerakademie Salzburg mit der Flötistin Shanshan Miao

Das heurige Preisträger Konzert der Internationalen Sommerakademie Mozarteum war für QuerlötistInnen eine besondere Freude.

Die mittlerweile renommierte Akademie startete durch Gründerin Lilli Lehmann nämlich ausschließlich mit Gesang. In den 30er Jahren wurde der Kurs zwar mit weiteren Sparten wie Klavier, Violine, Komposition, Dirigieren und Oper ergänzt, aber an Blasinstrumente wurde weiterhin nicht gedacht.
Aber die Querflöte bekam dann doch- neben Klarinette und auch Gitarre –genug Aufmerksamkeit und nun wird auch dieses Instrument seit Jahren durch nicht geringeren als den legendären Schweizer  Flötisten Peter-Lukas Graf vertreten.
Obwohl das Instrument mittlerweile zu den wohl anerkannten Vertretern der Akademie gehört, bleibt es weiterhin eine Seltenheit es bei dem alljährlichen Preisträger Konzert hören zu können.

Wie kommt es dazu?

Zu viele zu gute GeigerInnen und PianistInnen denen die anwesenden FlötsitInnen nicht nachkommen können? Zu wenig Platz bei dem einzigen Flöten Dozenten und dadurch auch zu wenig Interesse seitens der MusikerInnen – die lieber die Sommerakademien und Wettbewerbe für Bläser oder gar ausschließlich für Querflöte bevorzugen? Die alte Tradition, die darauf hinweist, dass diese Akademie ursprünglich nur für einige wenige Instrumente gedacht war, und die Querlöte nicht dazu gehörte?
Man könnte lange überlegen was in der Vergangenheit geschehen oder nicht geschehen ist, das das Instrument so am Rande gehalten hat. Weil wir es leider zugeben müssen:
Die Internationale Sommerakademie in Salzburg gilt unter FlötistInnen nicht als eine der beliebtesten –und bekanntesten Akademien. Aber jetzt blickt man lieber in die glückliche Gegenwart und dadurch in die hoffnungsvolle Zukunft.
Denn heuer ist es geschehen! Das Publikum konnte unter den PreisträgerInnen auch eine Querflötistin, die chinesische Shanshan Miao begrüßen. Mehr erfahren Sie über die Künstlerin beim nächsten Mal, wo Frau Miao uns in einem Interview viele Fragen über den Kurs und sich selbst beantwortet.

Zum Abend selbst:

Das Konzert startete mit 10 Minuten Verspätung bei einem fast vollen Großen Saal des Mozarteums. Im Publikum waren leider kaum junge Leute zu sehen. Es wurden Karten für 8 und auch für 15Eu zu kaufen, der Preis konnte also kein Hindernis bei Jugendlichen und StudentInnen sein. So kann man nur darauf schließen, dass klassische Musik bei der jungen Generation nicht gerade beliebt ist. Andererseits gehört das Preisträgerkonzert der Sommerakademie zu der Konzertreihe der Festspiele, die wiederum sehr stark (nur) für die Elite, für das wohlhabende Publikum wirbt. Dieses Konzept vermittelt nicht unbedingt das Gefühl, dass junge, finanziell oft noch schwache Menschen willkommen wären.

Als zweite spielte der französische Pianist Jean-Paul Gasparian die Sonate No.2 in B-Moll Op.35 von Chopin. Mit seinen gerade mal 15 Jahren war er der jüngste der Preisträger, trotzdem präsentierte er das Stück mit überraschender Reife. Seine Interpretation regte das Publikum zum nachdenken an. Das gepaart mit einer klanglichen und technischen Perfektion lieferte ein musikalischer Hochgenuss. Nach dem wohl verdienten Applaus spielte der junge Mann noch ein modernes Stück als Zugabe. Auch hier wurde man nicht enttäuscht, im Gegenteil.

Ihn folgte „Pace, pace, mio Dio“ aus der Verdi Oper „La forza del destino“. Die Sopranistin Anneli Lindfors war eine sehr positive und strahlende Erscheinung, die das Publikum sofort ins Herz geschlossen hat. Sie trug zum Lied ein perfekt passendes, wunderschönes Abendkleid und bezauberte die Zuhörer mit einer gefühlvollen Interpretation. Die Sängerin war wohl verdient unter den Preisträger.

Als vierte hörte das Publikum ein Solo für Violoncello von Heike Schuch. „Per Slava“ eine moderne Komposition von Penderecki ist nicht das leichteste Stück zum verdauen, was die Künstlerin daran nicht gehindert hat wunderschön zu musizieren. Ab dem Moment wo sie den ersten Ton gespielt hat tauchte sie völlig in das Stück ein, und das Publikum durfte etwas sehr Persönliches erleben. Gratulation!

Nach der Preisverleihung war es dann für die Querflötistin Shanshan Miao endlich soweit. Das Publikum begrüßte sie mit ein wenig Skepsis und Verwirrung, hörte aber interessiert zu. Und bei der Interpretation von Grande Polonaise Op.16 von Theobald Boehm war auch sehr viel zu hören. Schon nach den ersten paar Takten fiel die genaue und präzise Intonation und Virtuosität der Künstlerin auf. Sie meisterte das extrem schwere, vor allem technisch herausfordernde Stück mit Bravour und wo es der Komponist zuließ, zeigte sie mit einem lebendig singenden Flötenklang auch genug Lyrik. Sie spielte dann mit einem accelerando zum Schluss hin, womit sein Begleiter kaum mithalten konnte. Nicht nur das Publikum fühlte sich bestätigt sondern hoffentlich auch die Leitung der Sommerakademie. Frau Miao erntete einen überraschend tobenden Applaus und konnte die Bühne mit höchster Zufriedenheit verlassen.

Als würdige Fortsetzung sang Laia Falcón von Mozart und Puccini. Die Arie der Konstanze „Martern aller Arten“ aus „Der Entführung aus dem Serail“ hätte auch klischeehaft gesungen werden, nicht aber von Frau Falcón. Eine glaubwürdig gespielte Rolle und eine wunderbare Stimme, mehr brauchte man hier nicht mehr. Auch sie war in ihrem korallenroten Abendkleid eine tolle Erscheinung. „Chie il bel sogno die Doretta“ die Arie der Magda aus „La Rodine“ brachte sie noch als passende Krönung und wurde vom Publikum dafür reichlich mit Applaus belohnt.

Philippe Ivanov betrat die Bühne als Vorletzte. Wieder zwei Stücke von Chopin, diesmal die Grande Polonaise Brillante précedé d’un Andante spianato, G-Dur und Es-Dur Op. 22. Der 21 jährige Pianist hat die Welt des Herr Chopins völlig für seine eigene gemacht. Auch er zeigte überraschende Reife. Bei seiner Virtuosität konnte er sich völlig der Musik übergeben und dabei tiefe und viel sagende Gefühle transportieren. Ihn zuzuhören war sehr zufrieden stellend.

An diesem Abend rettete der letzte Künstler die Sparte Violine.
Dmitry Smirnov 16, der zweit jüngste Preisträger hat sich für die „Carmen-Fantasie“ nach Bizet von Waxman entschieden. Eine perfekte Wahl wenn man bedenkt, dass die Carmen Fantasie eines der beliebtesten Publikumsstücke ist- auch die Bearbeitung für Querflöte.
Dieser junge Mann hat seine perfekte Virtuosität, seinen Klang, seine Intonation, und Artikulation mit Gefühlen gepaart. So entstanden eine temperamentsvolle Carmen, wie sie sein soll und dadurch die perfekte Produktion. Sehr talentiert und gewagt emotional verdiente Herr Smirnov den Jubel des Publikums.

Respekt an alle Korrepetitoren, die die Preisträger an diesem Abend begleitet und unterstützt haben. Diese Musiker haben das Unmögliche durchgezogen und viele der sehr schweren Stücke in einem Tag oder gar nur in ein paar Stunden einstudiert.
Alan Brown, Fernando Araujo, Evgueni Sinaiski, und Maria Szwajger-Kulakowska. Ohne diese tollen Musiker wäre das Konzert erst gar nicht möglich gewesen.

Fazit: Das Preisträgerkonzert der Sommerakademie bewies eine extrem hohe Qualität womit es international sehr schwer mitzuhalten ist. Es bewies, dass es weiterhin außergewöhnlich gute ProfessorInnen auf der Universität Mozarteum tätig sind, und dass sie das Feingefühl haben, als Partner die besten ProfessorInnen Europas als Gastdozenten einzuladen. Es wurde bestätigt, dass es weiterhin junge, aufkommende Talente mit einer hoffnungsvoller Zukunft gibt, aber auch, dass das Musik Leben immer härter und brutaler wird. Es wird immer mehr und mehr verlangt und bei der Liga können nur diejenigen mitspielen, die dafür beinahe alles opfern.

Der Zuhörer als Musiker musste nicht leiden, im Gegenteil. Der Zuhörer als Musiker bekam an diesem Abend sehr viel Geschenke und viel Bestätigung, dass all die vielen Opfer sich doch lohnen. Man bleibt in der Hoffnung, dass junge Leute sich weiterhin für diesen zwar sehr steinigen aber wunderschönen Beruf entscheiden.

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