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Wenn Menschen ohne Fachkenntnisse unterrichten

 

78484362Es gab Zeiten in denen es ein Privileg war zu unterrichten. Man hat eine anständige Ausbildung haben müssen und die Lehrer waren geschätzt, geehrt und anständig bezahlt. Diese Zeiten scheinen sich aber in den letzten Jahrzehnten drastisch geändert zu haben.
Die Gesellschaft vertritt immer mehr und mehr die Meinung, dass Unterrichten jedermanns Sache ist. „Unterrichten ist kein Beruf nur eine Berufung“ ein Zitat das die Autorin mit eigenen Ohren gehört hat.
Der Tendenz selber zu unterrichten obwohl man kein Lehrer ist steigt stetig. Geschichte Lehrer, Philosophen, Techniker und Schülerinnen entscheiden sich dafür mit Querflöten Unterricht ihr Geld zu verdienen. Das Mangel and Fachdidaktik, Literaturspiel, Methodik und Verantwortung sind die größten Merkmale dieser „Pädagogen“.
Es gibt bestimmt Naturtalente, die auch ohne eine Ausbildung und Erfahrung wunderbar unterrichten und tolle MusikerInnen in die Welt setzten. Genauso wie es sicherlich Naturtalente in der Medizin gibt, die ohne es gelernt zu haben operieren und Leben retten, oder Computer Freaks die Programme entwickeln und neue Technologien schaffen je darüber irgendetwas gehört zu haben.

In dem Moment wo man dann von so einer „naturtalentierten Lehrerin (oder Lehrer)“ einen Schüler übernimmt beginnt man an dieser These gewaltig zu zweifeln. Denn der Mangel an Fachwissen lässt einem natürlich seinen eigenen Fehler auch nicht zu erkennen. Dass es schlechte Lehrer gibt die schlechte Schüler „produzieren“ dürfen wir leider auch nicht verschweigen. Wenn dann so ein Schüler selber zu unterrichten beginnt wird es nicht viel richtige Dinge geben die er weitergeben kann. Nur die wenigsten scheinen es zu wissen, dass die Querflöte das zweit ungesündeste Instrument ist. (Als erstes gilt die Gitarre.) Eine nicht korrekte Körper u/o Instrumentenhaltung führt zu dauerhafte Schäden in der Wirbelsäule. Der Schüler gewöhnt sich rasch an den stumpfen Schmerz und übt mit der falschen Haltung weiter. Wieso bald Klang- und spieltechnische Grenzen auftreten die weder der Schüler noch der „Lehrer“ beheben können bleibt dann beiden ein Rätsel…

Es sind leider keine Einzelfälle, dass Schüler nach Jahre langen Unterricht bei einem angeblichen „Lehrer“ dann doch einen Fachmann/Frau aufsuchen. Erst dann kommt oft der bittere Schlag ins Gesicht. Der Lehrer ist nämlich kein Gott und wird keinem dabei helfen können die seit langen Jahren eingeübten Fehler zu korrigieren oder gar zu vernichten. Die meisten werden mit einer klaren Absage rechnen und sich für ein anderes Instrument entscheiden müssen. Die ganz Hartnäckigen können sich für einen extrem harten Kampf vorbereiten und sich damit versuchen abzufinden, dass sie mit vielen ihren Fehler leider weiter leben und versuchen damit weiter Querflöte spielen zu müssen. Ab da wo man weiß, was nicht stimmt und bei dem richtigen Lehrer auch den riesengroßen Unterschied sieht ist es eine schmerzhafte Angelegenheit. Es gibt sehr geschickte Schüler, die vieles bekämpfen und sich noch weiter entwickeln können, die sind aber in der Minderheit. Möchtegern Lehrer finden das Unterrichten meistens leicht, was im Endeffekt nicht überraschend ist. Das, was man nicht erkennt kann man auch nicht korrigieren. Das, was man nicht weiß, kann man auch nicht weitergeben.

Aber letztendlich:

Menschen die für eine Ausbildung nicht den Preis zahlen wollen, zahlen dann doch einen sehr hohen Preis. Das Motto „Geiz ist geil“ klingt vielleicht bei Saturn attraktiv, gilt aber bestimmt nicht für Kunst.
Für den Preis eines Trabants wird niemand einen Mercedes kaufen können…

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Bericht über die Konzertreihe in der Festung

Ich wurde von dem musikalischen Leiter Tibor Bényi Mittwoch Abend angerufen, ob ich am nächsten Tag, Freitag und Sonntag statt jemandem einspringen könnte. Ich habe sofort zugesagt ohne zu wissen, was ich dort eigentlich spielen werde. Nachdem wir uns daran geeinigt haben welches Streichquartett mit Querflöte am Programm stehen soll, habe ich die Noten gleich online von der Bibliothek bestellt.  Auch wenn man eine Sammlung von mehreren tausenden von Noten hat kann man nicht alle besitzen. Am nächsten Vormittag konnte ich die Noten abholen und es blieb mir ein halber Tag, die schwierigen Stellen auszuüben. Als Berufsmusiker weiß man aber natürlich, dass die Tatsache, dass man seine eigene Stimme kann noch lange nicht bedeutet, dass es mit der ganzen Gruppe gut laufen wird. Bei solchen spontanen Aushilfen wie auch diese gewesen ist bleibt einem nichts anderes übrig, als das Stück auf CD anzuhören, oder falls es gibt, mit einer Playalong CD paar Mal durch zuspielen.

Als ich bei der Festungsbahn angekommen bin, musste ich erst sagen, dass ich aushelfe, damit ich überhaupt auffahren durfte.  Ich musste mich erkundigen wo in der Burg das Musiker Zimmer ist, und wo wir spielen. Wenn man sich oben nicht auskennt kann man sich in der Dunkelheit ganz schön verlieren. Bis alle Musiker angekommen sind war ca. 18:15h. Nachdem an diesem Abend nicht nur das Mozart Streichquartett mit Flöte in D KV 283 auf dem Programm stand, wurden erst die restlichen Streichquartetts und das Harfen Konzert von Mozart geprobt. Danach folgen die Lieder von Tobi Reiser, wo ich abwechselnd mit der Querflöte und mit Piccolo spielen sollte. Diese Noten bekam ich erst vor Ort, und hatte ca. 30 Minuten sie anzuschauen.  Die Lieder sind wunderschön und dementsprechend auch schwer. Dazu kommt noch, dass die Noten mit der Hand geschrieben sind, die Reihenfolge der Lieder teilweise nicht stimmt, und es ist voll mit D.C. al Fine, 1x Tacet, 2x Tacet, Wiederholungen und verschiedenen Soli der Harfe, die nicht einmal mit Pausen vermerkt sind. Das wird einem einfach dort gesagt.  Wenn man den Schrift des Flötisten der die Lieder schon mal spielte und sich darin Notizen machte lesen kann, hat man gute Chancen das Lied in der richtigen Form hinzukriegen. Uns blieb so viel Zeit, dass wir alles einmal durchspielten.

Als Konzertsaal diente der Burgsaal, der sich von der Burgschenke öffnete, und höchstwahrscheinlich früher als Speisesaal diente. Nachdem ich in den ersten zwei Stücken nicht spielte wartete ich oben in dem spärlich beheiztem Musiker Zimmer. Kurz vor 20:00h war es soweit und ich betritt dem Saal mit meinen Kollegen. Es grüßte mich eine warme Atmosphäre und eine halbdunkle Bühne, wo nur die an den Notenständer angeklippten Lampen eingeschaltet waren. Nach unserem Quartett folgte eine 20 minütige Pause, bei dem wir uns in das Musiker Zimmer zurück zogen.  Wieder auf der Bühne eröffneten wir die Adventsmusik aus Salzburg mit einem Harfen Solo. Hier hatte ich dann alle Hände voll zu tun. Das Piccolo hat bekanntlich eine heikle Intonation. Das erfordert vom Musiker sehr genau zu hören und auf der Stelle korrigieren zu können. Das Warten im kalten Musiker Zimmer  und das Spielen im warmen Saal schafft auch bei der Querflöte Intonationsschwierigkeiten.
Wenn man die Lieder nicht kennt und auch keine Möglichkeit für eine ausgiebige Probe hatte muss man den Stil und die genaue Tonart der jeweiligen Lieder schnell merken und übernehmen. Das hilft dem Musiker dabei etwas Passendes zu improvisieren in dem Fall, dass man zufällig die Form verliert oder sich in einer der Pausen verzählt. Denn nicht die Fehler zählen die man spielt sondern wie man in solchen Situationen zurecht kommt, und wie man all das Gelernte umsetzten und unauffällig weiter musizieren kann. Das ist (u.a.) die Kunst die jeder Musiker besitzen muss seinen Beruf richtig ausüben zu können.
Unser Bemühen wurde vom Applaus und den Wunsch nach einer Zugabe belohnt.
Freitag Abend sagte dann die Querflötistin den Auftritt für Samstag ab, und ich wurde gleich gefragt, ob ich auch nicht dann Samstag einspringen könnte. Ich sagte zu. An dem Abend spielten wir dann im Fürsten Zimmer. Dieser Raum war auch nur spärlich beleuchtet, wo ein schönes Foto zu machen sehr schwer war.

Fürsten Zimmer 1

Gerda in der Festung b  2